Bern ist keine offiziell zweisprachige Stadt. Sie ist jedoch die Hauptstadt eines offiziell zweisprachigen Kantons – und vor allem die Bundesstadt eines mehrsprachigen Landes. Daraus erwächst eine Verantwortung: die sprachliche Vielfalt, die unsere nationale Kohäsion trägt, in den Institutionen und im Bildungswesen sichtbar und erlebbar zu machen.
Seit ihrer Einführung haben die ClaBi über hundert Kindern ermöglicht, im Schulalltag die kulturelle und sprachliche Vielfalt zweier Sprachgemeinschaften zu erleben. Diese frühe Öffnung für die Sprache und Sichtweise der anderen ist heute wichtiger denn je – gerade in einer Zeit, in der sich sprachliche Gräben öffnen und der Französisch-Unterricht in mehreren Deutschschweizer Kantonen unter Druck steht.
Ein Projekt mit konstant hoher Nachfrage und hervorragenden pädagogischen Ergebnissen aus rein administrativen oder logistischen Gründen zu beenden, sendet ein problematisches Signal, das dem schweizerischen Selbstverständnis widerspricht. Es ist mehr als eine Sachentscheidung – es ist ein Rückzug aus dem Anspruch, gelebte Mehrsprachigkeit nicht nur zu fordern, sondern auch konkret umzusetzen. Damit wird einer der Grundpfeiler des nationalen Zusammenhalts geschwächt: die Fähigkeit, die Sprache der anderen zu sprechen und zu verstehen.
Das Réseau francophone der Grünliberalen Partei erinnert daran: Zweisprachigkeit ist kein Luxus und kein symbolisches Anhängsel – sie ist ein zentraler Bestandteil unserer Demokratie, unseres Zusammenlebens und unserer gemeinsamen Zukunft.
Wir rufen zu einem Umdenken auf: Zweisprachigkeit entsteht nicht von selbst – sie muss aktiv gefördert werden: in Schulen, Kindergärten, Quartieren. Wer sich von diesem Anspruch verabschiedet, verabschiedet sich auch von einem Teil dessen, was Bern für die ganze Schweiz symbolisiert.
Kontakt:
Thomas Raaflaub
Mitglied Réseau francophone
078 885 40 40